Leben geht, Leben kommt. Ein ewiger Kreislauf.
Wir haben dann unseren Standort verändert und sind um den Kadaver herumgefahren. Dort konnten wir jetzt sehen, was die Fressfeinde der Elefanten und die Nutzniesser angerichtet haben.
Wie schon gesagt, nicht appetitlich, nicht für Jedermann.
Es war wohl so, dass sich zuerst ein Rudel Löwen über den Kadaver hergemacht hat. Nachdem die Löwen sich vollgefressen hatten, kam die nächste Abteilung: zwei Schakale. Vielleicht waren zwischendurch in der Nacht auch noch Hyänen am Ausweiden des toten Elefanten beteiligt.
Langsam haben wir uns losgerissen von dieser Szenerie, Blicke haben genügt, um klarzumachen "es ist genug". Es war sehr emotional, diese Totenmesse zu beobachten. Nach Rückkehr von der Reise befragt, was denn so das Eindrucksvollste gewesen sei, steht die Schilderung dieses Ereignisses ganz oben.
Wir konnten noch ein paar Fotos von dem vollgefressenen Löwenrudel machen, bevor wir nach Kasane im Chobe National Park weiterfuhren.
Irgendwie scheinen die Gesten und der Gesichtsausdruck zu sagen:
"Sorry, alter Junge, aber ich muss mein Rudel irgendwie durchbringen"
Mit zunehmender Entfernung kam wieder Leben in die Besatzung. Es wurden keine Zoten gerissen wie üblich, aber jeder erzählte Geschichten, die ihn im Zusammenhang mit Tieren beeindruckt hatten. Mein Besuch bei den Berggorillas in Rwanda gehörte dazu. Das war wirklich sehr beeindruckend. Aber auch die Fahrt mit einem Boot zum whale watching bei Hawaii, als plötzlich direkt neben uns ein riesiger hump back whale mit seinem Jungen auftauchte, eine zeitlang neben uns her schwamm und dann eine Fontäne hochspritzte, wie Wale es tun, wenn sie blasen. Die Meerwassertröpfchen rieselten auf uns herab und mein Nachbar sagte: "Now we are blessed". Ich habe schon vorher nicht verstanden, wie man zu "Forschungszwecken" Wale fangen kann. In diesem Moment kam es mir ebenso lächerlich wie verachtenswert vor.
Aber das Fotografenleben geht weiter und als wir einen kurzen Stopp bei meinen speziellen Freunden einlegten, wurde das eben Erlebte vorerst in den Hintergrund verdrängt. Wir sahen eine kleine Gruppe Zebras. Überhaupt haben wir nur sehr wenig Zebras gesichtet. Gänzlich anders als in Tanzania.
Wo sich eine Gruppe Affen tummelt, halten wir natürlich. Hier haben wir das Glück, eine Großfamilie von Baumaffen zu entdecken. Grünlich schimmerndes Fell, sehr geschickte Kletterer, intelligente Tiere. Sie haben überall Wachposten in den Bäumen postiert, die sofort lautstark Alarm schlagen, wenn sich Fressfeinde oder Nahrungskonkurrenten nähern. Die Wachposten in den Bäumen beobachten nervös, was für seltsame Vehikel sich dem Lager nähern. Sie beobachten aber auch interessiert, was in der Gruppe so vor sich geht.
Erst das Vergnügen .....
..... und die Arbeit haben ja andere.
Der nächste Halt galt wieder meinen noch spezielleren Freunden: den Gnus. In der späten Nachmittagssonne glänzt ihr Fell wie Bernstein. Schade, dass man sie nicht als Haustiere halten kann. Ich möcht schon gerne zwei, drei von ihnen mitnehmen. Aber gut, der bayerische Winter steht ihrem Überlebenswillen wohl entgegen.
Chobe Nationalpark, 28.09. - 30.09.2015
Gegen späten Nachmittag erreichen wir den Chobe Nationalpark und die Kubu Lodge, unsere Unterkunft für die nächsten drei Nächte. Es ist eine sehr gepflegte Lodge mit sehr komfortablen Bungalows im Landesstil. Direkt am Chobe-River gelegen und dennoch keine Mückenplage. Sehr angenehm. Allerdings lässt sich nicht ausschließen, dass doch die eine oder andere Stechmücke sehr heimtückisch ihr naturgegebenens Werk vollenden könnte. Deshalb trage ich abends natürlich lange Hose, Socken und ein langärmliges Hemd und schmiere mir etwas von dem stinkenden Mückenschutz auf die unbedeckten Körperteile. Auf eine Malariaprophylaxe habe ich verzichtet. Habe aber Malaria-Schnell-Tests mitgenommen. Sollte man einen verdächtigen Stich abbekommen haben, lässt sich angeblich mit einem kleinen Tropfen Blut erkennen, ob man infiziert wurde oder nicht und kann dann eine Stand-by-Not-Selbstbehandlung machen. Das ist nicht so kompliziert, wie das Wortungetüm ahnen lässt. Ein Selbsttest nach Ende der Reise hat ergeben: keine Malaria!
Einen Wecker hab ich übrigens nicht gebraucht, weil das Geplapper dieser beiden Nachtwächter auf meiner Terrasse mich geweckt hat, sobald es auch nur etwas heller wurde.
Für den Aufenthalt im Chobe Nationalpark war eine interessante Tagesaufteilung geplant. Vormittags waren wir mit den Landis unterwegs und nachmittags haben wir mit einem Boot auf dem Chobe-River unsere Fotosafaris gemacht. Diese Boote sind speziell für Fotografen konzipiert, sehr flach, um eine sehr tiefe Fotoperspektive zu ermöglichen, breit, damit es nicht so wackelt und mit einer Reihe von acht hintereinander stehenden Drehstühlen in Bootslängsachse versehen, die jeweils mit kardanisch aufgehängten Drei-Achsen-Gimbals ausgestattet sind. Das ist ein supertolles System mit dem man sich in alle Richtungen drehen kann und keinem in die Quere kommt.
Ansonsten fällt mir zum Chobe Nationalpark ein, dass er sehr touristisch ist. Eine Unmenge an mit Touristen vollgestopften Fahrzeugen ist dort unterwegs. Irgendwie haben deren neidische Blicke uns richtig Leid getan. Wir sind diesem Pulk immer sehr schnell in den Weiten des Parks entkommen und waren dann überwiegend für uns allein.