Chinareise 2012
Von den asiatischen Ländern kannte ich lediglich Indien. Ein faszinierendes Land. China lag bislang noch nicht auf der Reiseroute und so habe ich die Idee eines Freundes spontan aufgegriffen, ihn auf eine Chinareise zu begleiten. Rolland hat einige Jahre für eine deutsche Firma dort gearbeitet und wollte das Land nach vielen Jahren einmal wieder besuchen aber insbesondere, weil er zur Hochzeit eines US-Kollegen eingeladen war, der mit seiner chinesischen Ehefrau nun auch die Hochzeitszeremonie in China absolvieren musste. Beste Voraussetzungen, vielleicht etwas näher an Land und Leute heranzukommen. Auf einen Vergleich China-Indien war ich sehr gespannt. Indien erscheint mystisch und archaisch verglichen mit dem Finanzkapitalismus Chinas. Indien ist global deutlich weniger integriert als China, einzig Indiens IT-Branche ist internationalisiert. China unternimmt enorme Anstrengungen, modern zu erscheinen und ökonomische Stärke zu demonstrieren. In Indien ist eine systematische Reformpolitik kaum zu erkennen. Dafür ist Indiens Wachstum allerdings weniger empfindlich als Chinas. Mein Eindruck war, dass China Indien deutlich abgehängt hat. Zwischen beiden Schwellenländern besteht ja eine starke Konkurrenz, welchem Land die Führungsrolle zukommt. Aber mit Blick z. B. auf die Industrieproduktion, den Städtebau, insbesondere auch das Bankwesen und das Verständnis, sich global aufstellen zu müssen, ist China in einer viel stärkeren Position als Indien. In China herrsche eine fragile Ordnung, in Indien ein stabiles Chaos, wie es "Die Zeit" unlängst ausdrückte. Politisch liegen zumindest theoretisch beide Länder Welten auseinander. China ist ein Einparteienstaat, Indien die "größte Demokratie der Welt". Chinas politisches System ist sehr repressiv mit starker sozialer Kontrolle, Indien gewährt zumindest theoretisch demokratische und freiheitliche Bürgerrechte, sozial ist es aber alles andere als demokratisch. Enorme Ungleichheit in Indien zwischen Arm und Reich, Männern und Frauen, Gebildeten und Analphabeten und das Kastensystem sind nicht die besten Voraussetzungen für ökonomischen Aufstieg und Chancengerechtigkeit. Die Lebensumstände der Mehrheit in Indien sind denn auch dementsprechend bescheiden. Auch in China gibt es Armut und Unterversorgung, insbesondere im westlichen Teil des chinesischen Riesenreiches, keine Frage. Aber das politische System weiß, dass es "liefern" muss, um die Massen bei Laune zu halten. Dies war eine Einsicht aus Diskussionen mit chinesischen Freunden. In den großen Städten der östlichen Hälfte Chinas soll sich zumindest der ökonomische Individualismus zunehmend durchsetzen können, was von der chinesischen Mentalität, kommerziell und konsumorientiert zu denken, getrieben wird. China hat mich sehr beeindruckt. Emotional ist mir Indien allerdings deutlich näher.
Unsere Reise startete in Peking oder Beijing, ca. 21 Mio Einwohner. So genau weiß man es nicht. In etwa so groß wie New York, Mexikostadt oder Bombay. In allen genannten Städten ist die Luftverschmutzung sehr hoch, Beijing stellt aber regelmäßig Negativrekorde hinsichtlich der Umweltbelastung auf. Zur Zeit unseres Besuches hielt sich der Smog in Grenzen, Normalzustand sozusagen. Dennoch war die Luft immer recht trüb, leicht diesig. Das war etwas nachteilig für das Fotografieren. Beijing ist städtebaulich nicht so aufregend, zumindest verglichen mit Shanghai zum Beispiel. Zum Sightseeing ist sie aber interessant: die Verbotene Stadt, die Hutongs, das sind die traditionelle Wohn- und Gassenviertel, große Tempel und die Chinesische Mauer ist gerade mal 80 Kilometer entfernt.
Tempel
Die verbotene Stadt
Straßen und Gassen
Künstlerdorf
Kurioses
Der Mönch scheint das Mercedes
G-Modell zu segnen
Ein muslimisches Restaurant in Peking ...
...und was es auf der Straße sonst noch zu essen gibt
Pingyao
Pingyao in der Provinz Shanxi ist ein besuchenswertes Mittelstädchen, bei dem ich den Eindruck hatte, in das "alte China" zu reisen. Keine Hektik wie in Peking, sondern geruhsames Leben in der historisch gewachsenen Altstadt. Umgeben von einer imposanten Stadtmauer lebt hier immer noch ein großer Teil der 42.000 Einwohner. Pingyao war einst das wichtigste Finanzzentrum Chinas. Durch die aufstrebenden Städte wie Shanghai oder Hongkong im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert mit einer deutlich stärkeren Einbindung in die globale Wirtschaft, hat Pingyao mit der Zeit erheblich an Bedeutung verloren. Letztlich aber ein Segen, denn der Bedeutungsverlust ging einher mit einem Schutz vor Zerstörung durch Modernisierung während der Kulturrevolution. Somit ist das alte Stadtzentrum erhalten geblieben und heute auf der Liste des Weltkulturerbes.
Die Altstadt
Tempel und Museen
Straßenszenen