Helgoland - Kurzbesuch auf einer "Hochseeinsel"
Was veranlasst einen seit 30 Jahren in Bayern lebenden Ostfriesen nach Helgoland zu reisen? Genau, um sich nicht nur einfach Nordseewind um die Nase wehen zu lassen, sondern Hochseewind.
Deshalb haben wir im September 2020 einen Kurztrip zu Deutschlands einziger Hochseeinsel unternommen. Immerhin ist Helgoland fast 49 km vom Festland entfernt, kürzeste Entfernung. Und ca. 155 km von Hamburg, wo die Überfahrt begann. Gut vier Stunden ist man auf einem High-Speed-Katamaran unterwegs. Spacig, fast wie in einem Flieger.
Hier war es noch gemütlich.
Aber wenn der Steuermann dann später außerhalb der Elbe den "Hebel auf den Tisch legt" geht es zur Sache.
Auf Helgoland angekommen, lässt sich unschwer feststellen, Helgoland hat sich in den letzten 30 Jahren deutlich geändert. Und es entwickelt sich immer noch. Wo früher nur die Hummerbuden standen, ist heute ein Café, ein Restaurant, ein Hotel neben dem anderen. Was sich nicht geändert hat - trotz Corona - sind die Touristenmassen. Wenn die Fähren gegen späten Vormittag festgemacht haben, ist im "Unterland" ziemliches Gedrängel. Ich möchte gar nicht wissen, wie es hier ohne Corona aussähe. Aber gut, die Menschen leben halt vom Tourismus, es ist ihnen nicht zu verdenken, dass sie auch eine entsprechende Infrastruktur zu Verfügung stellen. Helgoland ist ja auch nach wie vor Duty Free Gebiet. Verbilligte Zigaretten und Alkohol sind an jeder Ecke zu bekommen. Ob es auch noch verbilligte Butter gibt?
Aufgrund von Corona hatten natürlich einige Restaurants und Einrichtungen geschlossen. D.h. alles was man machen möchte, muss vorreserviert werden. So bleiben denn nur als Sightseeing-Attraktionen eine Buchung für die Inselumrundung mit dem Schiff, der Besuch auf der "Düne" mit ihren Kegelrobben und Seehunden und natürlich ein Besuch der Bunkeranlagen. Aber natürlich für die etwas ambitionierteren und sportlichen Besucher ohne Buchung eine Wanderung übers Oberland. Erstaunlich wenig Gäste zieht es zur "Langen Anna" oder dem "Lummenfelsen" .
Nach dem Einchecken, einem Orientierungsgang durchs noch wuselige Dorf mit geglücktem Caféeinkehr und den Reservierungen für die nächsten Abendessen - drei Absagen wegen "Ausgebucht, tut uns leid" - lassen nicht allzu viel Spielraum, geht es aufs Oberland. Wir wollen mal den Sonnenuntergang bestaunen.
Der nächste Vormittag empfängt uns mit schönstem Wetter und endlich auch etwas Wind, Nord-Nord-West, der den Duft der Nordsee, der Hochsee herüberweht. Und schon fühl ich mich wie damals, Augen zumachen, das Rauschen des Wassers hören, den Wind in den Segeln spüren und sich freuen, dass es bald einen "Eiergrog" oder einen "Helgoländer" gibt, Kirschsirup, darauf Pfefferminzlikör, darauf einen Schnaps. Alles erst im Mund mischen. Die damaligen Nationalgetränke auf Helgoland.
Das Wetter ist genau richtig fürs Oberland, für die "Lange Anna" und die wunderschönen Basstölpel.
Helgolands Basstölpel - wunderschöne Vögel, sehr elegant. Und die Füße erst. Wenn ich Vogel wäre, ich würd mich darin verlieben :-)).
Der dritte Tag war "vollgestopft" mit Highlights. Am Vormittag haben wir der Düne einen Besuch abgestattet. Nach einer kurzen Überfahrt mit der Dünenfähre begann die Führung mit dem Dünenranger zu Flora und Fauna der Düne. Wobei die Flora sich aus meiner Sicht beschränkte auf Strandhafer, Dünengras, Hagebuttensträucher und so etwas ähnliches wie Queller. Und die Fauna sind insbesondere die Kegelrobben und Seehunde, die sich hier einen faulen Vormittag machen und ansonsten auf der Düne ihre Jungen zur Welt bringen und aufziehen. Und es gibt eine sehr schöne Ferienhaussiedlung, die mich mit ihren farbenfrohen Fassaden stark an Skandinavien erinnert. Da es auf der Düne auch ein Restaurant gibt (mit einer gar nicht mal so schlechten Currywurst) wäre durchaus eine Woche im rauhen Nordseewinter in so einem Häuschen eine Idee, wenn auch eine abenteuerliche.